Die Additive Fertigung fasst auch in der maritimen Branche immer weiter Fuß. Das zeigte das 2. Forum „Additive Fertigung im Schiff/Yachtenbau“, das am 19. September in Hamburg vom Maritimen Cluster Norddeutschland gemeinsam mit den Unternehmen DNV und Stratasys veranstaltet wurde. Zehn Referenten aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen beleuchteten das Thema 3D-Druck aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Neben bereits erfolgreichen Projekten ging es dabei auch um künftige Entwicklungen. Neben den großen Chancen der Technologie wurden auch bestehende Herausforderungen und Hemmnisse intensiv diskutiert. Auf viel Interesse bei den rund 70 Teilnehmern und Teilnehmerinnen der ausgebuchten Veranstaltung stieß auch der Blick über den Tellerrand der eigenen Branche.
„Es tut sich was im Schiffbau“, so hatte Michael Eichmann von Stratasys, der durch die Veranstaltung führte, zu deren Auftakt festgestellt. Die folgenden Vorträge belegten diese Einschätzung eindrucksvoll. Norbert Worm von der gastgebenden Klassifizierungsgesellschaft DNV berichtete über Fortschritte In der Qualitätssicherung und Zertifizierung von Herstellern, Werkstoffen und Produkten der Additiven Fertigung. Praktische Erfahrungen mit dem 3D-Druck in der Herstellung von großen Schiffspropellern teilte Christian Klötzer-Freese von MMG Mecklenburger Metallguss. Auch mit Nachhaltigkeitsthemen, wie dem Recycling von Schleifstaub zu Pulver für die Additive Fertigung (AF), konnte das Unternehmen aus Waren an der Müritz bereits positive Erfahrungen sammeln.
In eine inspirierende kreative Welt entführte anschließend John Schönbeck von der zur BMW-Gruppe gehörenden DesignWorks GmbH die Gäste mit exklusiven Einblicken in den Gestaltungprozess eines futuristischen Wasserfahrzeugs, das auch unter Einsatz von AF-Technik realisiert wurde: Das batterieelektrisch angetriebene, auf Hydrofils über dem Wasser schwebende Boot THE ICON gehörte bei seiner Weltpremiere in Cannes zu den heimlichen Stars der diesjährigen Filmfestspiele.
Zu den erfolgreichen Startups im Bereich der maritimen AF zählt das Hamburger Unternehmen 3Docks, das bereits 3D-Druck-Produkte für den Einsatz auf See produziert. Dessen Gründer Santiago Ferrer plädierte in seinem Vortrag nachdrücklich für schnellere und günstigere Wege in der Zertifizierung, die mit dem hohen Tempo der neuen Technologie mithielten anstatt deren Prozesse auszubremsen. Antonius Köster von der A. Köster GmbH führte sehr anschaulich das Scannen von Teilen ein und stellte den mobilen 3D-Scanner seines Unternehmens vor.
Mitveranstalter Stratasys zählt zu den führenden Anbietern von zertifizierten 3D-Druckern und AF-Kunststoffen mit Schwerpunkt in Branchen wie Automotive und Aerospace. Stefan Zoller zeigte vielversprechende Möglichkeiten für den Einsatz im maritimen Bereich auf. Den rechtlichen Rahmen, in dem die stark datengetriebene AF sich bewegt, beschrieb Marco Müller-ter Jung von Grant Thornton. Er blickt dabei nach vorn und rückte die EU-Datenstrategie und die mit dieser verbundene kommende Regulierung in den Fokus. „Unternehmen sollten sich früh damit beschäftigen“, riet Müller-ter Jung.
Einen weiteren Blick über den maritimen Tellerrand lieferte anschließend Matthias Schmid von der Daimler Buses GmbH, die im Bereich der digitalen Lagerhaltung weit fortgeschritten ist. Olaf Steinmeier und Robert Lau vom Fraunhofer IAPT stellten unter dem Titel „AM in der Box“ eine mobile Minifabrik im Container vor, in der maßgeschneiderte Produkte am jeweiligen Einsatzort bedarfsgerecht gedruckt werden können.
Im zehnten Stock des DNV-Gebäudes mit Blick auf die Hamburger HafenCity und Speicherstadt klang die Veranstaltung mit Diskussionen und Networking aus.
Zitat Feidhlim Gardian von der Firma hoedtke: „Beim 2. Forum ‚3D-Druck und Additive Fertigung im Schiff-/Yachtenbau‘ gab es nicht nur äußerst interessante Vorträge, sondern auch reichlich Gelegenheiten für spannende Gespräche, fachlichen sowie persönlichen Austausch.“
Viel Anklang fand die Anregung von Moderator Micheal Eichmann, im kommenden Jahr eine dritte Auflage des Fachforums zu ermöglichen.
Hier noch ein paar visuelle Eindrücke der Veranstaltung:
Fotorechte: Stratasys